Tonsystem bedeutet eine bestimmte Ordnung des Tonraumes, eine bestimmte Auswahl an Tönen und damit auch eine bestimmte Folge von Ganz- und Halbtonschritten in diesem Tonraum. Wie alle anderen Gestaltungsmittel so beeinflusst auch die Verwendung eines bestimmten Tonsystems den Ausdrucksgehalt der Musik. Europäische Musik verwendet einen aus Halbtonschritten aufgebau­ten Tonraum, der sich in Oktaven gliedert. Der Hörbereich reicht von ca. 16 Hz bis etwa 18000 Hz (Hz = Schwingungen/Sekunde).

Man unterscheidet tonale Musik (auf einen Grundton bezogen) und atonale Musik (nicht auf einen Grund­ton bezogen). Insbesondere die gehäufte Verwendung von Chromatik oder einer Tonreihe mit 12 gleichberechtigten Tönen führt zur Ato­nalität.

In unserem heutigen europäischen Tonsystem sind 12 verschiedene Grundtöne als Ausgangspunkt einer Tonleiter möglich.

 

 

Innerhalb des Hörbereichs unterscheidet man folgende verschieden strukturierte Tonsysteme:

 

1. Die Kirchentonarten (Modi)

Früher waren die Tonleitern in der Musik verbreitet, die von den Grundtönen c, d, e, f, g, a ausgingen, also nur von den Stammtönen, den weißen Tasten einer Klaviatur. Diese Tonleitern nennt man Kirchentonarten. Entsprechend liegen die Halbtonschritte immer an einer anderen Stelle. Zwei der Kirchentonarten sind besonders wichtig. In der uns heute bekannten europäisch orientierten Musik (Klassik, Pop, Rock, Schlager etc.) werden sie als Grundlage des Tonsystems fast ausschließlich verwendet. Es sind dies die jonische und die aeolische Kirchentonart, die dem heutigen Dur und Moll entsprechen.

 

Die Zahlen unter den Notenlinien bedeuten die Stufen der Tonleitern. Der Grundton ist immer die 1.Stufe, der nächste die 2. Stufe usw. bis zur 8.Stufe. Die Töne, zwischen denen sich Halbtöne ergeben, sind rot gekennzeichnet. Die Tabelle gibt einen Überblick über die Kirchentonarten.

 

Grundton

Töne

Halbtöne zwischen

Bezeichnung

c

c d e f g a h c             

3-4 und 7-8

jonisch

d

d e f g a h c d

2-3 und 6-7

dorisch

e

e f g a h c d e

1-2 und 5-6

phrygisch

f

f g a h c d e f

4-5- und 7-8

lydisch

g

g a h c d e f g

3-4 und 6-7

mixolydisch

a

a h c d e f g a

2-3 und 5-6-

aeolisch

 

Hörbeispiele (Kirchentonarten siehe Notenbeispiel, Musikstücke in einer Kirchentonart)

 

 

 

 

 

 

2. Das Dur-Moll-Tonsystem

Aus den Kirchentonarten hat sich das Dur-Moll-Tonsystem entwickelt. Auch hier wird die Oktave in 7 verschiedene Töne unterteilt, man nennt dies auch Heptatonik. Dur und Moll bezeichnet man in der Musik als Tongeschlechter. Diese unterscheiden sich neben ihrem typischen Klang in der Lage der Halbtonschritte. In Dur liegen diese zwischen der 3. und 4. und der 7. und 8. Stufe, in Moll zwischen der 2. und 3. und der 5. und 6. Stufe. Wir sehen anhand der Klaviatur, dass 12 verschiedene Töne als Grundtöne möglich sind. Man benötigt aber, wenn von allen Grund­tönen aus Dur- und Moll-Tonleitern errichtet werden sollen, weitere Töne (erhöhte und erniedrigte Stamm­töne), um die Halbtonschritte immer an der gleichen Stelle zu haben. Wir sehen das in der Übersicht, die rot gekennzeichneten Töne sind immer an der gleichen Stelle.

Um in einem Musikstück nicht vor jeden Ton immer ein entsprechendes Vorzeichen setzen zu müssen, werden die für eine Tonart notwendigen Vorzeichen gleich zu Beginn nach dem Notenschlüssel gesammelt aufgeschrieben (Sammelvorzeichen).

Dur und Moll mit demselben Grundton nennt man gleichnamige Tonleitern, Dur und Moll mit denselben Vorzeichen nennt man parallele Tonleitern. Die parallele Molltonart steht immer eine kleine Terz tiefer als die entsprechende Durtonart und umgekehrt. In der folgenden Übersicht sind die parallelen Tonarten gegenübergestellt. Man kann auch erkennen, dass von C-Dur oder A-Moll betrachtet die Tonarten mit einem Kreuz oder eben einem weiteren Kreuz immer 5 Töne höher, also eine Quinte höher stehen. Bei den Tonarten mit B-Vorzeichen sind es immer 5 Töne tiefer.

Hörbeispiele (Gleichnamige Dur- und Moll-Tonleitern von C, F, A, Musikstücke in Dur und Moll, Musikstück mit Wechsel von Moll nach Dur und wieder nach Moll), 2 Sonatenanfänge in Moll und Dur)

 

 

 

 

 

 

In den Kirchentonarten und den Dur-Moll-Tonarten, diese Systeme werden auch Diatonik genannt, wird die Oktave in 8 Töne geteilt. 7 verschiedene Stammtöne werden ver­wendet. Es findet ein bestimmter Wechsel von Ganz- und Halbtonschritten statt. Der diatonische Halbtonschritt besteht zwischen zwei verschiedenen Stammtönen.

 

Ergänzungen

Wir unterscheiden reines, harmonisches und melodisches Moll. Beim reinen Moll, auch natürliches oder äolisches Moll genannt, liegen die Halbtonschritte zwischen der 2./3. und der 5./6. Stufe. Alle übrigen Tonschritte sind Ganztöne. Beim harmonischen Moll, was meistens Verwendung findet, wird die 7. Stufe der reinen Moll-Tonleiter um einen Halbton erhöht. Sie wird zum Leitton, der wieder zum Grundton der 8. Stufe führt. Zwischen der 6. und 7. Stufe entsteht ein 1 ½ Tonschritt. Beim melodischen Moll wird aufwärts die 6. und 7. Tonstufe der reinen Moll-Tonleiter erhöht. Abwärts ist der Verlauf wie bei der reinen Moll-Tonleiter. Beide Erhöhungen werden rückgängig gemacht.

3. Die Chromatik

Eine Tonleiter, die nur die Töne einer Dur- oder Molltonleiter verwendet, nennt man diatonisch. Viele Musik­stücke verwenden zusätzliche Töne. Chromatik (griechisch=Farbe) bedeutet, dass Töne durch Vorzeichen in ihrer Höhe verändert werden. So werden etwa in eine Dur- oder Moll-Tonleiter zusätzliche Halbtöne eingefügt, ein Stammton wird durch Vorzeichen verändert. Somit ergeben sich 2 Arten von Halbtonschritten: Halbtöne, die sich zwischen zwei Stammtönen befinden (etwa zwischen den Tönen e und f) und Halbtöne, die sich zwischen Stammton und erhöhtem oder erniedrigtem Stammton befinden (etwa zwischen c und cis). Diese chromatischen Töne, die durch Erhöhung oder Erniedrigung der tonleitereigenen Stammtöne gewonnen werden, also in der ursprünglichen Grundtonart nicht enthalten sind, bereichern die klanglichen Möglichkeiten. Sie kommen meist nicht zu gehäuft vor. Verwendet eine Tonleiter alle 12 ver­schiedenen Töne, besteht sie also aus lauter Halbtonschritten, so bezeichnet man sie als chromatische Tonleiter. Die Zwölftonmusik verwendet diese Tonleiter in der Zwölftonreihe konsequent. Ihr Grundsatz lau­tet: Erst wenn alle 12 möglichen Töne in einer Komposition verwendet wurden, darf sich ein Ton wiederho­len.

 

Im Notenbeispiel ist eine Dur-Tonleiter mit Chromatik, eine Moll-Tonleiter mit Chromatik, eine chromatische Tonleiter aufwärts und abwärts und unten eine sogenannte Zwölftonreihe abgebildet.

 

Hörbeispiele (Tonleitern in C-Dur und C-Dur mit Chromatik ebenso in C-Moll und C-Moll mit Chromatik, Musikstücke mit Chromatik, chromatische Tonleiter auf- und abwärts, stark chromatische Musikstücke, Zwölftöniges Musikstück)

 

 

 

 

 

 

 

 

4. Pentatonik

Die pentatonische Leiter wird aus den Ganztönen der diatonischen Leiter gebildet. Sie verwendet also nur 5 Töne (z.B. nur die schwarzen Tasten einer Klaviatur: cis, dis, fis gis, ais). Sie kann in verschiedenen Modi stehen, von verschiedenen Grundtönen gebildet sein.

 

Hörbeispiele (Pentatonische Leitern siehe Notenbeispiele, Musikstücke pentatonisch) 

 

 

 

 

 

5. Die Ganztonleiter

Die Ganztonleiter verwendet nur Ganztonschritte. Somit besteht eine Tonleiter nur aus 6 verschiedenen Tönen.

 

Hörbeispiele (Gantontonleiter siehe Notenbeispiele, Musikstück mit nur ganzen Tönen)